MÜLHEIM | Wie ein Science-Fiction-Film kam es Gerald Schiffmann vor, als er während seines Wirtschafts-Studiums auf einer Amerika-Reise ein Panasonic „cordless phone“ in die Hand nahm. Es wog keine 100 Gramm – vergleichbare Geräte in Deutschland brachten zu der Zeit wegen dreier großer Akkus ein gutes Kilo auf die Waage. Er packte seine Koffer mit Elektronik voll – 60 Kilogramm Übergepäck querte den Atlantik – und vermarktete die Wundergeräte in Deutschland aus Omas Garage heraus. Man schrieb das Jahr 1990, das Unternehmen NETZTECHNIK Schiffmann in Mülheim an der Ruhr war geboren.
In Amerika alle Apple-Läden der Umgebung leer gekauft
Immer eine Fußspitze voraus und immer nah am Kunden sein – das ist die Devise von Gerald Schiffmann. Wie (Funk-) Türme ragen einschneidende Technologie-Entwicklungen auch in seiner Firmengeschichte heraus: 1992 kippte das Postmonopol, Schiffmann wurde Anbieter- und Hersteller-neutraler Dienstleister rund um Mobilfunk wie auch Festnetz, Medientechnik und Telefonanlagen. 2007 kam das erste iPhone auf den Markt, das anderthalb Jahre lang nur die Telekom verkaufte. „In der Geschäftswelt herrschte der Blackberry vor, Vodafone kam ans iPhone nicht ran, Nokia lächelte noch über das Telefon ohne Tasten“, erinnert sich Gerald Schiffmann. Wieder reiste er nach Amerika und kaufte alle Apple-Läden in der Umgebung leer. „Die 180 iPhones funktionierten hier natürlich ohne die Telekom-SIM-Karte nicht, wohl aber mit einer adaptierten-Turbo-SIM.“ Zwei weitere Beispiele der guten Spürnase für Innovationen waren Freisprechanlagen und Smart Home; auch hier war Schiffmann mit seinem Pioniergeist früh am Start. Der 55-jährige Unternehmer und begeisterte Hobbypilot lebt sein Motto durch und durch: „Einfach mal machen“. Heute besteht die SchiffmannGroup aus den Sparten NETZTECHNIK, Immobilien, Bau-Sanierung und Mobility.
Mit der NETZTECHNIK ist Gerald Schiffmann weltweit und zugleich fußläufig unterwegs. Denn die Firmen-Hochhäuser seiner Kunden wie E.ON, RWE / Innogy, Evonik und thyssenkrupp sind in Sichtweite des Essener Standortes. „Hier werden die mobile devices customized. 100.000 Pakete, viele per eigenem Kurier im E-Auto ausgefahren, verlassen pro Jahr unser Lager“, berichtet Schiffmann. Und schon den nächsten Meilenstein, Stichwort: Nachhaltigkeit, hat der CEO umgesetzt: Er sammelt „Schubladenhandys“ ein, zerschreddert sie zu Granulat und recycelt so wertvolle Rohstoffe.
[uv]magazin-Chefredakteurin Jennifer Middelkamp hat noch länger mit Gerald Schiffmann und seinem Assistenten Carsten Stumkat, der 1991 einst ein Kombi-Fax bei ihm kaufte und dann sein erster Mitarbeiter von heute insgesamt 50 wurde, gesprochen: über eine erste Auslandsniederlassung in Spanien, sein multi-kulturelles Team, Sharity-Projekte und die nächsten Zukunftstechnologien.
Interview mit Gerald Schiffmann und Carsten Stumkat
[uv]magazin: Wie sieht ein typischer Kundenfall von NETZTECHNIK Schiffmann aus?
Gerald Schiffmann: „Nehmen wir thyssenkrupp Duisburg, die haben 35.000 Mitarbeiter weltweit. Täglich gehen 50 bis 100 Bestellungen ein, also Mobile Devices von Apple, Samsung & Co. Wir veredeln die Handys durch Branding und Konfiguration, sodass sie im Firmennetzwerk funktionieren, sicher und DSGVO-konform sind und unmittelbar anwendungsbereit. Das spart jedem einzelnem Beschäftigten wertvolle Kapazitäten.“
[uv]magazin: In welchen Branchen sind Sie unterwegs?
Carsten Stumkat: „Ich bin ja quasi seit der ersten Stunde mit von der Partie und da waren es zuerst KMU aller Branchen, aber ein Schwerpunkt lag auf dem Gesundheitsbereich, also auf Kliniken, Arztpraxen und Apotheken. Heute sind vom Häuslebauer mit „SmartHome“ bis zum Großunternehmen alle dabei. Zum Beispiel haben wir bei Walmart am Niederrhein eine Telefonanlage mit 1.700 Nebenstellen aufgebaut und eingerichtet.“
[uv]magazin: Die Dienstleistung ist dann mit der Auslieferung aber noch nicht beendet, oder?
Gerald Schiffmann: „Genau, wir bleiben immer ansprechbar. Wir schulen unsere Kunden z. B. beim Samsung Sicherheitssystem Knox, sind hier recommended Partner für Notebooks bzw. bei Apple authorized Partner. Und wir haben eine 24/7-Hotline für alle Fragen rund um mobile devices. Das Besondere: Wir sind in elf Sprachen für unsere Kunden da!“
[uv]magazin: Wie das? Mit einem Callcenter in Asien?
Carsten Stumkat: „Nein, wir sind ein sehr diverses Team mit 13 Nationalitäten – mit Irakern, Bosniern, Russen, Ukrainern, Türken, Singhalesen, Syrern, Spaniern und nicht zuletzt natürlich auch Deutschen. Wir beschäftigten derzeit 35 Menschen, darunter acht Azubis – und werden bis Ende dieses Jahres auf ungefähr 50 wachsen."
[uv]magazin: Ihr Slogan lautet „Wir vernetzen Menschen…Geht nicht – gibt´s nicht“.
Gerald Schiffmann: „Unsere Stärke ist, dass wir unsere Kunden umsorgen, uns wirklich kümmern. Das ist dann auch schon mal die persönliche Anlieferung von zwei Handys für die CEOs innerhalb von 30 Minuten. Oder ein Service-Einsatz auf Norderney am gleichen Tag, als die 70 Telefone einer Mutter-Kind-Klinik ausgefallen waren. Da bin ich dann mit unserem Mitarbeiter einfach mal sofort hingeflogen. Viele Kunden kennen das nicht und lernen das schnell zu schätzen: Wir sind schnell, flexibel und agil, aber zugleich groß genug für weltweite Standards.“
[uv]magazin: Das klingt nach echtem Herzblut und Unternehmergeist!
Gerald Schiffmann: „Ich bin wirklich gerne Unternehmer und bewege etwas. Wir haben gerade in Spanien eine erste Niederlassung eröffnet, um dort unsere Services direkt anzubieten. Wichtiger Kunde ist z. B. TKE, thyssenkrupp Elevator. Es macht uns schon ganz schön stolz, wenn wir an den Flughäfen dieser Welt sozusagen ein Heimspiel erleben, weil deren Techniker mit Handys aus Mülheim und Essen im Einsatz sind. Eine Herzensangelegenheit von mir ist aber auch, non-profit zu helfen. Wir stehen mit Schulen in Mülheim und Essen in Kontakt und schenken ihnen ausgemusterte Handys und Notebooks, die wir zuvor neu konfiguriert haben. Oder nach der Brandkatastrophe im Flüchtlingscamp in Moria habe ich Hilfsgüter hingeflogen. Wohltätigkeit gehört zum Unternehmertum.“
[uv]magazin: Wo sehen Sie die nächsten Meilensteine bei Innovationen bzw. Ihrem Geschäft?
Gerald Schiffmann: „AI, Modern Workplace, Robotik und autonomes Fahren natürlich, aber auch weitere Anwendungen für das Smartphone. Hier tanke ich auf den internationalen Leitmessen regelmäßig aktuelles Wissen auf, das wir bei unseren Kunden in Form neuer Technologien und Services einbringen. Das Personal bei Aldi, RWE, Evonik & Co. kann mit von uns konfigurierten Handys Produkte scannen und Siemens nutzt Siemens PCs vom NETZTECHNIK-Team. Technologien helfen uns, entlasten uns. Vor allem aber müssen sich die Menschen bewegen, bereit sein, die letzte Meile zu gehen. Ende 2023 wurde ich von Samsung nach Korea und Vietnam eingeladen. Da war noch kürzlich die 68-Stunden-Woche Realität. Ich sehe es echt kritisch, wenn hier über eine 4-Tage-Woche und Life-Life-Balance diskutiert wird. Der Standort Deutschland muss nach vorne kommen, dafür ist jeder von uns mitverantwortlich.“
[uv]magazin: Mit Ihrem Unternehmen sind Sie seit 25 Jahren Mitglied im Unternehmerverband. Welchen Mehrwert hat für Sie unser Netzwerk?
Gerald Schiffmann: „Die wertvollen Vorträge, das Netzwerken mit interessanten Impulsgästen, Persönlichkeiten und gestandenen Unternehmern sowie der Austausch zu Herausforderungen und Chancen für die Zukunft sind mir wichtig. Insbesondere das aktuell sehr schwierige politische Umfeld hierzulande stellt uns Unternehmer vor signifikante Herausforderungen, erfordert viel Energie und Kreativität. Insbesondere die Unternehmer-Abende und rotierenden Business-Breaks bieten mir spannende Gespräche mit Kunden und Geschäftsfreunden in sehr angenehmer Atmosphäre.“
Infos über das Unternehmen
> www.schiffmanngroup.com
Kontakt zur Autorin
Jennifer Middelkamp
Pressesprecherin
Regionalgeschäftsführung Kreise Borken | Kleve