Digitalisierung, E-Mobilität, Automation, Robotik – ob der Vielfalt von Produkten und Absatzmärkten müssten für Kabelhersteller gerade paradiesische Zustände herrschen. „Nicht so ganz“, schränkt Dr. Martin Greiner, Geschäftsführer der Kromberg & Schubert GmbH Cable & Wire in Rhede, diese märchenhafte Vorstellung ein: „Die Turbulenzen auf dem Rohstoffmarkt, angespannte Lieferketten und die Chipkrise in der Automobilindustrie belasten auch die Kabelhersteller deutlich.“ Durch die Digitalisierung (autonomes Fahren) und Elektrifizierung in der Automobilbranche, auf die sich „Kroschu“ spezialisiert hat, steigt derKabel-Bedarf in diesem Industriezweig steil und stetig; mittlerweile werden durchschnittlich 3.000 Meter Kabel in einem einzigen neugebauten Pkw verlegt. Die „Adern“ aus Kupfer oder Aluminium verbinden nicht nur die Motorelektronik, sondern im Interieur auch Navigationsgeräte, Internet oder Bildschirme. „Wer BMW, Daimler, Audi, VW oder Porsche fährt, der fährt auch mit Kabeln made in Rhede“, berichtet der Kroschu-Geschäftsführer. 

Dabei wachsen die Anforderungen an die Leitungen ständig, wie Dr. Anne Bremer, die 2016 bei Kroschu als Bereichsleiterin Vertrieb einstieg und Anfang 2022 zur Geschäftsführerin ernannt wurde, ergänzt: „Wenn wir über autonomes Fahren sprechen, brauchen wir Kabel, die im Gigabit-Bereich Daten übertragen. Diese entwickeln wir derzeit.“ Eine andere Spezifikation hingegen bräuchten Hochvolt-Kabel in Elektrofahrzeugen, die extrem hitzebeständig sein müssen. Die promovierte Wirtschaftsingenieurin erklärt: „Unterschiedliche klimatische Bedingungen sowie Temperaturbereiche zwischen +200 und -50 Grad Celsius erproben wir in unserem firmeneigenen Labor. Mit diesem reihen wir uns hier in Rhede in die exklusive Reihe der wenigen akkreditierten, hochspezialisierten Labore in ganz Deutschland ein.“

Die neue Wallbox bietet Kroschu „local for local“ in einer Entwicklungspartnerschaftgemeinsam mit den Stadtwerken Rhede an (von links): Dr. Martin Greiner und Dr.Anne Bremer (Kroschu) zusammen mit Christian Schwiening und Dr. Ronald Heinzevon den Stadtwerken Rhede. (Foto: Stadtwerke Rhede)

Wachsendes Geschäftsfeld Elektromobilität

Die Elektromobilität ist für Kroschu kein neues, aber ein stark wachsendes Geschäftsfeld: Bereits seit über 15 Jahren liefert Kroschu als Marktführer in diesem Bereich an die deutschen Premiumhersteller. „Eine Neuentwicklung stellt unser KROcharge- Portfolio dar. Dies umfasst neben externen Ladeleitungen auch die dazugehörigen Wallboxen.“ Lokale Kooperationen z. B. mit Handwerkern und einer Behindertenwerkstatt fruchten; auch mit den örtlichen Stadtwerken konnte man sich als Entwicklungspartner „local for local“ zusammenschließen. Greiner berichtet: „Unsere smarte Wallbox bietet modernste Funktionen. So kann der Ladevorgang zum Beispiel über die RFID-Funktion gestartet und gestoppt werden und mit der dazugehörigen App können Ladestrom und -zeit überwacht werden.“

Im westfälischen Rhede produziert Kroschu seit 1987 Meterware; mit der Jahresproduktion könnte man fünfmal die Welt umrunden. Die Kabel werden zum einen eigenständig vertrieben; zum Einsatz kommen sie z. B. bei Feststellbremsen, Industriewerkzeugen und -robotern oder in der Medizintechnik bei Sensoren, Röntgengeräten und Videosystemen. Zudem werden die Kabel sowohl in der Unternehmensgruppe als auch bei namhaften Konfektionären zu Kabelsätzen für die Automobilindustrie weiterverarbeitet.

 

 

Die Unternehmensgruppe Kromberg & Schubert, die 1902 gegründet wurde, beschäftigt derzeit über 50.000 Mitarbeiter weltweit. Das Unternehmen liegt seit seiner Gründung in Eigentümerhand, heute von Hans-Otto Kromberg. In den vergangenen Jahren investierte Kroschu in Rhede Millionenbeträge in Maschinenpark, Infrastruktur und Labor, „weil wir an den Standort hier glauben und diesen langfristig stärken wollen“. Greiner muss ein „Aber“ hinterherschieben, denn Umweltauflagen, Bürokratie und langwierige Genehmigungsverfahren schnüren das Unternehmen derzeit stark ein. „Als Silikon-verarbeitende Industrie haben wir neuste Filtertechnik implementiert, zudem planen wir gerade einen 23 Meter hohen Schornstein, um der neuen Umweltverordnung gerecht zu werden.“ Dennoch sei keinesfalls sicher, dass die neue Fertigungslinie zur Fertigung von Hochvoltkabeln in Betrieb genommen werden dürfe. „Wir spüren leider eine zunehmende Industriefeindlichkeit hierzulande. Wenn wir nicht aufpassen, werden solche Anlagen und damit die Arbeitsplätze künftig außerhalb von Deutschland installiert und betrieben“, warnt Greiner.

„Made in Rhede“ für die ganze Welt produziert Kroschu Kabel und Leitungenfür die Automobilindustrie und speziell für den Bereich E-Mobility sowie für industrielleAnwendungen z. B. in Medizintechnik, Robotik oder Maschinenbau.(Foto: Kroschu)

Neue Kantine und Job-Bikes für die 200 Mitarbeiter

zum Rheder Standort bekennt sich Kroschu auch mit hohen Investitionen zur Mitarbeiterbindung wie zugleich auch mit einem offensiven Recruiting. „Kabeltechniker für unseren Nischenmarkt kann man am Arbeitsmarkt nicht einkaufen. Jedes Kabelwerk muss deshalb das Know-how selbst adäquat an seine Mitarbeiter weitergeben“, sagt Greiner. Stolz ist er auf die geringe Fluktuation: Viele der knapp 200 Mitarbeiter sind seit Jahrzehnten im Unternehmen. Für die Bindung an ihren Betrieb, die Produktion fährt 24/7 in Konti-Schicht, in der ländlichen Region tut das Unternehmen einiges: so wurden kürzlich 80.000 Euro in eine neue Kantine investiert. Zudem gibt es neuerdings Job-Bikes, die rege angenommen werden.

Damit die attraktiven Arbeitsplätze unter den „young talents“ in der Region bekannt werden, hat Dr. Anne Bremer in den vergangenen Monaten einiges Neues ausprobiert. „Wir haben an der kreisweiten Nacht der Ausbildung teilgenommen. Unser Team aus Studierenden, Azubis und Praktikanten war begeistert dabei und hat auf Augenhöhe gezeigt, was hier möglich ist. Im Nachgang konnten wir gleich drei Nachwuchskräfte für Duale Studiengänge bzw. eine Ausbildung im Bereich Elektrotechnik rekrutieren.“ Übernommen hat Kroschujüngst auch zwei Studierende der Westfälischen Hochschule, mit der das Unternehmen eine enge Kooperation pflegt, die ihre Bachelor-Arbeit zu einem betrieblichen Thema erfolgreich
abgeschlossen haben. Dr. Martin Greiner ist angetan: „Es ist sehr erfrischend mit den jungen Menschen zu arbeiten. Man spürt ihre Motivation und die Bereitschaft, sich mit dem Unternehmen zu identifizieren und neue Impulse zu setzen.“
 
Neues und Bewährtes, Jung und Alt, Innovation und Tradition – die Mischung macht`s beim alteingesessenen Betrieb mit den vielen Ideen für morgen. Apropos Tradition: In diesem Jahr darf der Unternehmerverband mit seinem Mitgliedsunternehmen einen runden Geburtstag feiern: 30 Jahre lang schon lässt sich das Rheder Unternehmen vom Juristen- Team arbeitsrechtlich beraten und vertreten. Dass beide Partner „auf Draht“ sind, haben sie damit unter Beweis gestellt. Dass „Cable & Wire“ generell gefragt bleiben, ist mit Blick auf unsere digitalisierte und automatisierte Zukunft ebenso klar festzustellen.

Infos zum Unternehmen:

› www.kromberg-schubert.de

Kontakt zur Autorin

Jennifer Middelkamp

Jennifer Middelkamp

Pressesprecherin
Regionalgeschäftsführung Kreise Borken | Kleve