Business beim Brötchen

Ja, es gibt ihn noch, den Fachkräftemangel. Zwar dominieren aktuell Schlagzeilen über Stellenabbau, insbesondere in der Industrie. Das ändert aber nichts daran, dass Arbeitnehmende mit Qualifikationen in Zukunftsbereichen rar gesät sind - und auch künftig sein werden. Eine Säule, um diesen Mangel zu lindern: qualifizierte Zuwanderung. Die demografische Entwicklung in Deutschland macht’s nötig, auch wenn eine Partei das so gar nicht wahr haben will. Die bürokratischen Regelungen sind allerdings hochkompliziert, angefangen beim Visumsantrag im Herkunftsland, über die Zentralstelle Fachkräfteeinwanderung NRW bis hin zu langen Warte- und Bearbeitungszeiten in den kommunalen Ausländerämtern. Zwischen Bedarf der Unternehmen und Arbeitsbeginn der Fachkräfte liegen hier bisweilen Jahre.

Duisburg richtet nun auf kommunaler Ebene eine Überholspur für Fachkräfte aus aller Welt ein: Das International Talent Center verspricht eine zügige Abwicklung der Anträge auf Aufenthaltserlaubnis u.a. von Pflegekräften und Akademikern. Weitere Berufsfelder sollen folgen. Insgesamt soll ein Rundum-Service an einer Stelle geboten werden, von der Anerkennung von Berufsabschlüssen (in Zusammenarbeit mit der IHK) bis hin zur Integrationsberatung, so Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher heute bei unserem Wirtschaftsdialog im Digitalkontor (mit Duisburg Business & Innovation GmbH). Er hat sich die Idee vor einigen Jahren in Barcelona abgeschaut. Rüscher: „Wir wollen einen Komplettservice rund um die Arbeitsaufnahme in Duisburg bieten.“

Das tut auch Not, der erwähnte Bürokratiedschungel ist in Deutschland arg dicht: 97 Aufenthaltstitel gibt es hierzulande laut Rüscher, in Griechenland sind es deren fünf(!). Der Servicegedanke, dem sich Duisburg nun verschrieben hat, sollte beispielhaft auch für die übergeordneten Ebenen Land und Bund sein.